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 Die Geschichte des Unteren Reiat 

Dort, wo der Juraausläufer endet und getrennt durch das Bibertal der Hegau mit seinen Vulkanbergen beginnt, liegt unsere schöne Region, der Untere Reiat

Das Flüsschen Biber, das am Fusse der Vulkanberge, seinen Ursprung hat, schlängelt sich durch das ca. 150m tiefer liegende Bibertal.  Die vier kleinen Dörfer Altdorf, Bibern, Opfertshofen und Hofen waren einst im Besitz von Adligen und Klöstern.

Sie kamen nach der Reformation zu Schaffhausen und wurden im Jahre 1723, nach dem Erwerb der Hohen Gerichtsbarkeit von Österreich, endgültig in den Besitz der Stadt Schaffhausen aufgenommen. Der Untere Reiat gehört somit erst seit dem 10. März 1723 zu Schaffhausen und damit zur Schweiz.


Die Landesgrenze, ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens

Es gibt im Unteren Reiat kaum einen Punkt, von dem aus man keinen Grenzstein sieht. Sie sind nummeriert und werden von den Schweizer- sowie Deutschen Behörden periodisch gepflegt und die Sicht von Stein zu Stein offen gehalten. Die Grenze ist heute für Wanderer offen. 

Die Schweizer- und Deutschen Zollstellen sind heute nur noch zeitweise besetzt. Nichts lässt erahnen, dass zur Zeit des Zweiten Weltkrieges die Schweizer Armee (Truppen aus dem Kanton Appenzell) mit Grenzzäunen, Schützenlöcher, Wachtürmen unser Staatsgebiet gegen Deutschland sicherten.   
                                                             

Ältere Einwohner aus unserer Region erinnern sich heute noch: „Immer wieder gelang es Kleingruppen und einzelnen Personen die Grenze zu überqueren. Manchmal fanden wir am Morgen Flüchtlinge im Stall oder in der Scheune. Wir gaben ihnen zu essen und avisierten die Behörden. Dann kamen diese Leute in ein Internierungslager irgendwo in der Schweiz. Von Abschiebungen war aber nichts bekannt. Nur bei Kriegsende, nach dem Einmarsch der Franzosen, seien diverse Einwohner aus dem benachbarten Wiechs über Schweizer Gebiet in die damals noch deutsche Exklave Verenahof bei Büttenhardt geflohen. Schweizer Soldaten hätten sie dann den französischen Truppen übergeben. Es gab, wie auch heute,  verwandtschaftliche  und freundschaftliche Verbindungen über die Grenze hinweg. Wir halfen da, so gut wir konnten".

Gegen Kriegsende gerieten Altdorf und der Egghof unter Maschinengewehrfeuer von feindlichen Flugzeugen. Während beim Egghof eine Schiesserei mit Schweizer Soldaten stattfand, die Verletzte und einen Toten forderte, wurden in Altdorf einige Gebäude rund um den Dorfplatz bombardiert

Der Schaden war gross, aber im Dorf wurden keine Personen verletzt. „Wir aber haben mitten im Unglück eine Bewahrung erlebt“, schrieb der damalige Pfarrer Maurer. Hatte die Bevölkerung Angst? „Nein das Militär gab uns Sicherheit und Vertrauen“. Gegen Kriegsende mussten wir auch keinen Einfall deutscher Truppen mehr befürchten.  




Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel dann der Kriegszaun. Familien „ennet“ der Grenze hatten nichts mehr. Der Krieg hatte das Wenige, das noch blieb, vernichtet.

So versuchten die Bekannten und Verwandten mit dem Notwendigsten zu helfen. Vor allem Lebensmittel wurden gegen Ende des Krieges knapp. Und weil man sich kannte, half man sich aus. Natürlich mit geschmuggelter Ware. Zollpatrouillen mit Hunden versuchten dem Übel abzuhelfen.

Aber auch da hatten die Schmuggler vorgesorgt. Ein Schmugglerkollege mit einem leeren Rucksack lockte den Zöllner auf die falsche Spur. Er ging der Grenze entlang bis er wusste, dass der andere Kollege jetzt die Grenze passiert hatte. Danach ging er wieder nach Hause, wie der Zöllner auch.




Es wurde an der Grenze aber oft geschmuggelt. Bereits vor, während und nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg war Schmuggeln eine Notwendigkeit.

Die Leute auf dem Land hatten wenig Geld zur Verfügung, und holten sich so Nahrungsmittel und sonstiges auf der anderen Seite der Grenze.

Das war beidseits der Grenze so. Nach einer Schmugglernacht wurden in den Dörfern z.B. vermehrt grössere Mengen Kaffee und Zigaretten verkauft. Der Kontakt zur deutschen Nachbarschaft ist heute aber sehr gut. In vielen Bereichen wird zusammengearbeitet und bei Anlässen jeglicher Art sind immer viele Besucher "ennet" der Grenze anzutreffen. 


Heute haben wir eine vorbildliche Zusammenarbeit...

Wie gut die heutige Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Schweiz funktioniert, zeigt das folgende Beispiel:

Die deutsche Stadt Tengen mit ihren zehn Ortsteilen leitet ihr Abwasser in die Schweiz ab. Hier sind die vier Schweizergemeinden Altdorf, Bibern, Hofen und Opfertshofen, (heute Ortsteile von Thayngen) ebenfalls an das gleiche Abwassernetz angeschlossen. Anschliessend fliesst das Abwasser wieder über die Grenze unterhalb Bibern nach Deutschland und wird dort in der gemeinsam erstellten Anlage gereinigt. Das frisch gereinigte Wasser gelangt von dort in den Biberbach, wo die Grenze mitten im Flüsschen liegt, und fliesst weiter in den Rhein


Haben Sie Fragen zur Geschichte?       info@reiatweg.ch